Stadtgeschichte
Schmallenberg
Schmallenberg, gelegen auf einem Umlaufberg der Lenne, erwuchs um 1200 aus einer Siedlung, die sich vor einer oberhalb des Flusses errichteten kölnischen Burg entwickelt hatte. Erstmals 1228 namentlich erwähnt, tritt uns der Ort 1244 in einer Urkunde des Erzbischofs Konrad von Hochstaden als Stadt entgegen. Nicht nur der bei der Gründung des nahegelegenen Klosters Grafschaft (1072) erwähnte Lenninghof weist auf ältere Vorsiedlung in der Umgebung hin.
Das von den Einwohnern betriebene Textil- und Kleineisengewerbe führte zu wirtschaftlichem Aufschwung. Fernkaufleute schlossen Schmallenberg an die großen Handelsnetze jener Zeit an. Die Einwohnerzahl stieg, der ursprüngliche Mauerring erwies sich schon bald zu eng. Die kleine Stadt wurde daher ausgebaut und mehrmals erweitert.
Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts setzte jedoch eine gegenläufige Entwicklung ein. Wirtschaftskraft und Bevölkerungszahl – um 1350 ist mit 700 bis 800 Einwohnern zu rechnen – gingen zurück, ein in jener Zeit überregional beobachtbares Phänomen. Mehrere Orte in der näheren Umgebung wurden sogar dauerhaft aufgegeben. Als Ursachen werden äußere Umstände, wie Kriege, Hungersnöte und Seuchen angenommen.
Erst ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts führte ein Wiederaufleben des Metallgewerbes zu einem erneuten Aufschwung. Die Zahl der Einwohner erreichte jedoch erst um 1800 wieder den mittelalterlichen Höchststand.
Schmallenberg wurde im Laufe der Jahrhunderte von mehreren großen Stadtbränden heimgesucht, von denen der letzte und verheerendste vom 31. Oktober 1822 das gewachsene Ortsbild für immer zerstörte. Über vier Fünftel aller bestehenden Gebäude wurden ein Opfer der Flammen.
Die Katastrophe wurde jedoch auch zur Geburtsstunde des neuen Schmallenberg, da die damaligen klassizistischen Bauvorstellungen sich in charakteristischer Weise im Wiederaufbauplan niederschlugen. Dieser sah ein streng geometrisches Muster mit zwei breiten, geradlinig und parallel verlaufenden Achsen vor, verbunden durch mehrere, ebenfalls parallel laufende und in rechtem Winkel in diese einmündende Querstraßen. Form und Aussehen der Häuser fügten sich harmonisch ein und prägen noch heute das einheitliche und gut erhaltene Stadtbild, dem Schmallenberg seinen Ruf als eine der schönsten Städte Nordrhein-Westfalens mit denkmalgeschütztem Stadtkern verdankt. Dieser bietet dem Besucher neben dem historischen Baubestand romantische Gässchen, idyllische Plätze und jede Menge Geschichte.
Eingebettet in eine idyllische, von dichten Wäldern und sonnigen Tälern geprägte Landschaft lädt Schmallenberg dazu ein, seine zahlreichen Facetten kennenzulernen.
Einen detaillierten Blick in die Historie Schmallenbergs bietet unser historischer Stadtrundgang.
Hier geht's zur Onlineversioin des historischen Stadtrundgangs
Der Name Sauerland
Herkunft
Nicht nur Besucher und Gäste, sondern auch viele Einheimische stellen sich die Frage nach Herkunft und Bedeutung des Namens Sauerland. Die Assoziation „Sauerland“ – „saures Land“ liegt nahe. Sie ist jedoch nur eine unter mehreren Deutungen.
Die jüngst in dritter Auflage vom Hochsauerlandkreis herausgegebene Publikation: „Der Hochsauerlandkreis – Entwicklung und Wandel einer Region“ fasst die verschiedenen Varianten noch einmal in knapper Form zusammen:
„Einige Forscher leiten den Namen von den Sugambrern ab, einem germanischen Volksstamm. Andere berufen sich auf alte Urkunden, in denen das waldreiche Land Westfalens südlich der Ruhr als Süderland bezeichnet wird. Wieder andere meinen, Sauerland bedeutet so viel wie nasses Land. Dies hängt mit der großen Feuchtigkeit des Bodens, den vielen Quellen und Bächen zusammen. Im Plattdeutschen heißt Sauerland „Suerland“. Viele Sauerländer Bauern bezeichnen ihre Arbeit heut noch als „suer“ (sauer), weil sie schwer ist“.
Die Mehrzahl der –zumeist- volkstümelnd/historisierenden Auslegungen findet sich im entsprechenden, überwiegend älteren Schrifttum. Als Landschaftsname ist der Name „Sauerland“ hingegen seit dem Mittelalter zu belegen – und zwar in der Form „Suderland“.
Im Rahmen eines Festvortrages anlässlich des Westfalentages 2003 fasste Prof. Dr. H. Klueting den aktuellen Forschungsstand zusammen. Folgende Ergebnisse sind demnach „unzweifelhaft“: die ursprüngliche Namensform ist „Suderland“, „Surland“ oder „Suerland“ – ohne d – sind als sprachgeschichtlich zu erklärende Schrumpfform anzusprechen; „Sauerland“ ist die Verhochdeutschung von „Suerland“, d.h. wie aus „-husen“ „-hausen“ wurde, so wurde aus „Suerland“ „Sauerland“; das zuerst 1694 bei dem sauerländischen Geschichtsschreiber Caspar Christian Voigt von Elspe belegte „Süderland“ geht auf niederländischen Einfluß zurück; aus dem Niederländischen kommen die Bezeichnungen der Himmelsrichtungen mit „Süd“ und „Nord“, „Ost“ und „West“ ins Deutsche; „Sauerland“ bedeutet „südliches Land“, gesehen von Soest, Unna oder Dortmund aus. Diese drei Städte liegen am Hellweg und somit stellt sich die Frage nach dem Geltungsbereich des Namens „Suderland“. Auch hier weist Klüting detailliert nach, „dass sich der Name „Sauerland“ im 15. Jahrhundert auf den Süden der Grafschaft Mark und auf den heutigen Kreis Olpe bezog. Auch dieser war ja, vom Hellweg aus gesehen, „südliches Land“. „Sauerland“ war also die Gegend durch die heute die Autobahn A 45 verläuft, die auch als „Sauerlandlinie“ bezeichnet wird.
Der Name Sauerland umschrieb also – verkürzt gesagt – zunächst den Raum, den man noch heute als märkisches Sauerland kennt. Erst ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts finden sich Belege für eine „Wanderung und Ausdehnung des Namens „Suderland“ nach Osten. … Inzwischen ist der Landschaftname „Sauerland“ dort, im kurkölnischen Osten, angekommen und mit dem Namen des Hochsauerlandkreises zum politischen Namen geworden. Im märkischen Westen tritt der Name hingegen allmählich zurück“.
Daneben findet sich „Sauerland“ als moderner geographischer Begriff. Die Geographie aber führt den Raum wieder zusammen, denn sie definiert – und so oder so ähnlich ist es in den gängigen Lexika nachzulesen – „Sauerland“ als den „nordöstlichen Teil des rheinischen Schiefergebirges, zwischen der Möhne und der Ruhr im Norden, dem Hessischen Bergland im Osten und der Sieg im Süden, mit dem Bergischen Land als Abdachung bis zum Rhein hin“.
Text: Dr. Günter Schulte